Der Kirschgarten by Tschechow Anton
Autor:Tschechow, Anton [Tschechow, Anton]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-05-09T22:00:00+00:00
Dritter Aufzug.
Gesellschaftszimmer, das durch eine Bogentür von Saal getrennt ist. Der Kronleuchter brennt. Im Vorzimmer spielt das jüdische Orchester, von dem im zweiten Aufzug die Rede ist. Im Saal wir die »grande ronde« getanzt. Ssimeonow-Pischtschiks Stimme: »Promenade à une paire!« Im Gesellschaftszimmer erscheinen als erstes Paar Pischtschik und Scharlotta Iwanowna, als zweites Trofimow und Ljubow Andrejewna, als drittes Anja mit dem Posthalter, als viertes Warja mit dem Stationsvorsteher usw. Warja weint still und wischt sich während des Tanzes die Tränen ab. Im letzten Paare Dunjascha. Sie schreiten durch das Zimmer; Pischtschik ruft: »Grande ronde, balançez!« und »Les cavaliers à genou et remerciez vos dames!« Firs im Frack, bringt Selterwasser auf einem Präsentierbrett. Pischtschik und Trofimow betreten das Gesellschaftszimmer.
Pischtschik. Ich bin vollblütig, hab' schon zweimal einen Schlaganfall gehabt. Das Tanzen fällt mir schwer, aber schließlich: mit den Wölfen muß man heulen. Sonst hab' ich eine Pferdenatur. Mein verstorbener Vater, Gott hab' ihn selig, war ein großer Witzbold – er meinte, das alte Geschlecht der Ssimeonow-Pischtschiks stamme direkt von dem Pferde ab, das Kaiser Caligula zum Senator ernannte … Setzt sich. Mein ganzes Unglück ist, dass ich kein Geld habe. Ein hungriger Hund glaubt nur an Fleisch. … Schnarcht und wacht gleich wieder auf. So hab auch ich … nur für Geld …
Trofimow. Sie haben in Ihrer Erscheinung tatsächlich etwas vom Pferd.
Pischtschik. Nun, das Pferd ist ein sehr nützliches Tier … ein Pferd kann man verkaufen …
Man hört, daß im Zimmer nebenan Billard gespielt wird. Im Saal unter der Bogenwölbung erscheint Warja.
Trofimow neckend. Madame Lopachin! Madame Lopachin.
Warja ärgerlich.Ewiger Student! Ewiger Student!
Trofimow. Ich bin stolz auf mein ewiges Studententum.
Warja. Da hat man nun die Musikanten kommen lassen – und wer soll sie bezahlen? Ab.
Trofimow zu Pischtschik. Hätten Sie die Energie, die Sie in Ihrem Leben zum Auftreiben von Zinsen verwandt haben, einem besseren Zweck gewidmet – Sie hätten die Welt aus den Angeln gehoben.
Pischtschik. Der berühmte Philosoph Nietzsche sagt irgendwo in seinen Werken, es sei erlaubt, falsche Banknoten zu machen.
Trofimow. Haben Sie Nietzsche gelesen?
Pischtschik. Nein … meine Daschenjka hat es mir gesagt. Ich bin augenblicklich in einer Lage, daß ich zum Falschmünzer werden möchte ...Übermorgen soll ich 310 Rubel bezahlen … 130 hab' ich schon zusammen. Betastet seine Taschen, erschrocken. Ich hab' sie verloren! Ich habe das Geld verloren! Unter Tränen. Wo ist das Geld? Freudig. Da ist's, es ist hinters Futter gerutscht. … Der Schweiß ist mir förmlich auf die Stirn getreten …
Ljubow Andrejewna und Scharlotta Iwanowna treten ein.
Ljubow Andrejewna singt leise die Lesghinka vor sich hin. Warum bleibt Leonid nur so lange? Was macht er in der Stadt? Zu Dunjascha. Dunjascha, bringen Sie den Musikanten doch Tee!
Trofimow. Die Versteigerung hat wohl nicht stattgefunden …
Ljubow Andrejewna. Die Musikanten, der Ball … das haben wir alles so zur Unzeit arrangiert … Dich … was tut's schon … Setzt sich und singt leise.
Scharlotta reicht Pischtschik ein Spiel Karten. Hier haben Sie ein Spiel Karten. Merken Sie sich irgendeine Karte.
Pischtschik. Schon gemacht.
Scharlotta. Mischen Sie jetzt die Karten! So – nun geben Sie sie her, mein lieber Herr Pischtschik.
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